Hymnus an die Dummheit
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Hymnus an die Dummheit
Dummheit, erhabene Göttin,
Linde Patronin gemütlicher Dutzendhirne,
Die du, ein sumpfsinnig blödes Lächeln
Auf breitem, nichtssagendem Antlitz
Königlich thronest,
Sieh herab mit dem dümmsten Lächeln
Auf deine treuen, dir nach
Dummenden Kinder,
Verjag’ aus dem Land die Dichter und Denker
Und alle die Künstler,
Die schnöden Verächter
Biederen Philisteriums!
Vernichte die Bücher,
Rechenknecht und Kochbuch verschonend,
Und wir bringen ein Eselchen dir,
Dein Lieblingstier,
Dein sanftes, graues, ohrenlanges Lieblingstier,
Eine goldene Krippe dafür
Und ein purpurnes Laken voll Disteln.
Peter Hille
in: Das Narrenschiff. Blätter für fröhliche Kunst 1 (Berlin 1898)